Tuschezeichnung

1. Die Skizze

Materialien: Papier, Bleistift, Leuchttisch




Zuerst fertige ich immer eine Skizze auf gewöhnlichem Papier an. Diese Skizze ist nicht besonders ordentlich. Ich radiere viel herum und oft verwerfe ich Ideen sogar. Wenn ich das Motiv gefunden habe, das ich zeichnen will, dann übertrage ich es mit Hilfe eines Leuchttisches auf stabiles, besseres Papier. Auf diesem kann ich dann besser mit der Feder zeichnen.

Welches Papier eignet sich am besten für eine Tuschzeichnung?

Am besten nimmt man festes, seidig mattes Papier. Es sollte mindestens 120g/m² schwer sein (besser sind 160g/m² oder sogar 180g/m²). Es sollte fest genug sein, dass die Tusche nicht blutet und glatt genug, dass die Feder nicht stockt, aber rau genug, dass der Bleistift/Buntstift noch hält. Am besten ist es, ein paar Papiersorten auszuprobieren. Irgendwann findet man die Sorte, die einem am besten liegt.

2. Gesicht und Haare

Materialien: Tusche (schwarz), Maru-Pen




Jetzt fängt das eigentliche Tuschen an! Ich fange immer mit den Details an, also mit Gesicht und Haaren. Dafür nehme ich eine Rundfeder, die sogenannte Maru-Pen. Sie ist sehr dünn und hart und eignet sich besonders für hauchfeine Linien. Sie ist außerdem sehr kratzig und widerspenstig, es braucht also viel Geduld und Übung um diese Feder zu meistern. Aber gerade für Mädchenmanga ist diese Feder unersetzlich.

Ich krieg's einfach nicht hin, mit der Feder zu zeichnen! Was soll ich tun?

Viele Zeichner steigen bei diesem Problem einfach auf Fineliner (Multiliner) oder Rapidographen um. Es ist eine Möglichkeit, aber es ist immer von Vorteil, die Feder zu meistern! Denn all diese Stifte sind nur Ersatz für die Feder und man wird als Mangazeichner immer versuchen, mit diesen Stiften den Federstrich zu simulieren. Das wiederum dauert länger. Es ist besser, mit der Feder zu üben, bis man es kann. Wenn man es erstmal kann, geht die Arbeit viel schneller von der Hand und sieht dazu noch viel besser aus! Also, einfach viel üben und nicht verzweifeln, wenn es nicht beim ersten Mal klappt. Es lohnt sich!

3. Kleidung und Details

Materialien: Tusche (schwarz), G-Pen




Wenn die Feinheiten stehen, dann kommen bei mir die Hauptlinien dran. Für die nehme ich die G-Pen, eine Zeichenfeder. Sie ist die Standardfeder bei Mangazeichnern und es gibt viele, die ausschließlich mit ihr zeichnen. Diese Feder ist deutlich benutzerfreundlicher, als die Maru-Pen. Die Linien sind weicher, flexibler aber auch deutlich dicker. Man kann mit der G-Pen zwar auch feine Linien ziehen, das erfordert aber wieder viel Übung.

Warum nimmst du nicht eine Feder für alles?

Jede Feder hat ihre Vorteile. Mit der Maru-Pen kann ich feine Linien ziehen, brauche aber viele Striche, je dicker eine Linie werden soll. Das Zeichnen mit der Maru-Pen ist also zeitaufwändig - das Ergebnis ist aber sehr detailliert und fein. Mit der G-Pen spare ich viel Zeit, weil ich mit ihr schnell sehr lebendige, klare Linien ziehen kann. Das Ergebnis ist dafür recht grob. Eine Mischung aus beiden Federn ermöglicht es mir, in recht kurzer Zeit recht ansehnliche Bilder zu produzieren.

Wie Pflege ich meine Federn?

Federn sind empfindliche Zeichenutensilien. Generell halten sie nicht lange und müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Wenn ich merke, dass die Feder beginnt öfter zu zicken, weniger Tusche aufnimmt, verbogen ist oder verstopft, dann ist es Zeit, eine neue Feder zu nehmen. Man kann die Lebensdauer einer Feder deutlich verlängern, indem man sie richtig pflegt. Nach jedem Benutzen sollte man sie gründlich auswaschen, auch während des Zeichnens. Es ist besser, die Tusche gar nicht erst antrocknen zu lassen. Nach dem Auswaschen mit einem Taschentuch abtrocknen, damit sie nicht rostet. Außerdem sollte man die Feder über Nacht und bei längeren Arbeitspausen aus dem Federhalter nehmen, damit sie dort nicht festrostet. Auch den Federhalter sauber und trocken halten.

Auch die Tusche sollte man sorgfältig behandeln, damit sie länger frisch bleibt. Wenn man sie zu lange offen stehen lässt, wird sie bald ranzig und klumpt und kann dann auch nicht mehr von einer frischen Feder gut aufgenommen werden. Man sollte Tusche an einem kühlen Ort aufbewahren (z.B. Kühlschrank) und immer fest verschließen, auch bei kurzen Arbeitspausen.

4. Raster

Materialien: Rasterfolie, Cutter




Wenn das Zeichnen beendet ist, ist es Zeit für den letzten Schliff. Eine Mangazeichnung besteht nicht nur aus schwarzen Linien, sondern auch aus Grauflächen. Diese werden durch Raster erzeugt. Es gibt selbstklebende Folien, speziell für Mangas, auf denen Grauflächen und Muster durch Raster aufgedruckt sind. Diese Folien sind ziemlich praktisch und leicht zu benutzen. Man legt eine Folie auf die Zeichnung auf und schneidet sich großzügig ein Stück zurecht. Dann zieht man sie ab und klebt sie auf die Zeichnung auf. Noch mal ordentlich festdücken, die Ränder abschneiden und fertig. Das geht schnell und ist nicht schwer. Die wahre Herausforderung ist es, passende Folien für die passende Fläche zu finden. Aber auch das kommt mit der Übung und der Erfahrung. Wenn man merkt, dass die Folie doch nicht passt, kann man sie immer noch wieder abziehen. Darum sollte man keine Angst haben, etwas falsch zu machen.

Wo findet man solche Folien?

In normalen Zeichengeschäften wird man wenig Glück haben. Dafür gibt es im Internet bereits eine kleine Auswahl an Online-Shops, die Rasterfolien anbieten, viele davon extra aus Japan importiert. Sie sind nicht ganz billig, aber haben eine hervorragende Qualität! Schaut zum Beispiel bei www.j-stuff.de vorbei. Manchmal lohnt es sich auch, Folien direkt aus Japan zu importieren, besonders bei Großbestellungen. Das kostet aber extra-Porto und manchmal auch Zoll, also Vorsicht!

Ich hab gehört, dass viele Mangaka auch am PC rastern? Wie geht das?

Das ist richtig. Es gibt auf dem Markt bereits mehrere Programme, mit denen man entweder bestehende Muster benutzen oder eigene Muster erstellen kann. Das ist aber ein Irrtum zu glauben, dass das Zeit oder Aufwand spart. Es ist genauso zeit- und arbeitsintensiv, wenn nicht gar mehr. Das einzige, was man eventuell spart, ist Geld. Allerdings kosten die Programme selber ja auch was, im Endeffekt kommt es unter Umständen also auf dasselbe hinaus. Ich habe selbst bereits Computerprogramme fürs Rastern ausprobiert und auch da gibt es Tipps und Tricks, wie man sich die Arbeit erleichtert. Ich werde darauf in einem späteren Kapitel noch eingehen. Generell würde ich aber, von der Zeit- und der Arbeitsersparnis her, immer die Handarbeit vorziehen! Für einen Verlag ist es übrigens unerheblich, wie ein Zeichner arbeitet, solange das Ergebnis stimmt.