[Review] Hotel Dusk: Room 215 (Nindendo DS)

09. Oct. 2011 20:01
in Review, Kommentar

Das wollte ich schon immer mal machen! :) Eine Reviewreihe zu Videospielen. Und ich nehme mal ein Genre, das in Reviews leider oft eher vernachlässigt wird... Ich bin nämlich ein großer Fan von Point & Click-Adventures! Und ich habe schon einige Perlen gefunden, besonders für den Nintendo DS. Ich möchte euch darum einige Spiele vorstellen und meine Meinung zu ihnen abgeben. :) Vielleicht gibt es ja bei euch da draußen auch ein paar Fans, die sich dafür interessieren! Würde mich freuen, wenn ich denen durch meine Reviews Empfehlungen geben oder sie von Fehlkäufen bewahren kann!

Fangen wir am besten mit meinem ersten Spiel für den DS an: Hotel Dusk!

Hotel Dusk: Room 215
Nintendo / Cing

Der Detektiv

Der 33-jährige Kyle Hyde war mal Polizist in New York. Nach einem Vorfall mit seinem damaligen Partner Bradley wurde er jedoch gefeuert und arbeitet nun als Handelsvertreter für die Firma »Red Crown«. Doch »Red Crown« verkauft nicht nur billigen Plunder, wer es weiß, kann auch ganz andere Dienste in Anspruch nehmen. Wie die Suche nach verschollenen Schätzen oder die Enthüllung eines brisanten Geheimnisses.

Der Fall

Ein geheimnisvoller Auftrag führt Kyle Hyde ins Hotel Dusk. Jemand möchte, dass Kyle eine rote Schatulle aufspürt und zurückbringt. Doch hinter dieser scheinbar einfachen Aufgabe verbirgt sich mehr, als zuerst vermutet. Schon bald begegnet Kyle verschiedensten Gestalten mit ihren eigenen Geschichten und Problemen und kommt einem Fall auf die Spur, der ihn seit drei Jahren im Schlaf verfolgt. Kann es wirklich sein, dass Kyles ehemaliger Partner Bradley noch lebt? Was hat es mit dem stummen Mädchen Mila auf sich? Und kann das Zimmer 215 wirklich Wünsche wahr werden lassen?


Das Spiel

Das Spiel ist wie ein Roman aufgebaut. Es wird viel erzählt und gesprochen. Die Aktionen des Spielers beschränken sich auf das Nötigste, meistens liest man einfach nur mit und hat kaum Einfluss auf den Storyverlauf. Da die Story jedoch gut und interessant ist, kann man das ruhig verschmerzen. Spieler, die jedoch auf Action und/oder Entscheidungsfreiheit stehen, werden sich bei diesem sehr linearen und beobachtenden Spiel sehr leicht langweilen.

Die Optik

Das Spiel ist durchgehend sehr dunkel und "schmutzig" gehalten. Das Hotel wirkt heruntergekommen, Schwarz und Braun dominieren das Geschehen. Die Spielgrafik für Hintergründe und Gegenstände ist sehr pixelig und matschig... Man kann manchmal gar nicht erkennen, was dargestellt sein soll... Die Figuren sind gezeichnet, hauptsächlich schwarz-weiß, und mit leichten Animationen versehen. Die Animationen sind flüssig und authentisch. Der Zeichenstil wirkt realistisch und doch simpel, optisch sehr ansprechend.


Die Steuerung

Bei diesem Spiel hält man den DS wie ein aufgeschlagenes Buch. Rechtshänder sehen links die Handlung und haben rechts den Touchscreen, auf dem alle Interaktionen stattfinden. (Linkshänder können das in den Optionen entsprechend umstellen.)
Die Spielfigur bewegt man entweder mit den Pfeiltasten, oder mit dem Touchpen, wenn man in die Richtung tippt, in die sie laufen soll. Durch Gespräche blättert man ebenfalls mit den Tasten oder mit dem Pen. Während der Gespräche können Ausrufezeichen auftauchen, die muss man mit dem Pen antippen, um eine neue Frage zu erhalten. Es gibt auch kleinere Rätsel, wie z.B. Puzzels oder Minigames, die man mit dem Touchpen löst. Im Untersuchen-Modus kann man eine bestimmte Ecke eines Zimmers in Nahaufnahme betrachten und mithilfe eines Reglers drehen. Die Gegenstände kann man dabei antippen, so dass Kyle was zu ihnen sagt oder sie mitnimmt, wenn sie wichtig erscheinen. Kyle besitzt ein Notizbuch, wo man mit dem Pen wichtige Dinge aufschreiben bzw. malen kann. Im Inventar finden sich die Gegenstände, die man im Laufe des Spiels aufsammeln kann. Zu diesen gibt es kleine Erklärungen, untersuchen oder drehen kann man sie jedoch nicht.
Speichern kann man nur im Laufmodus, d.h. während eines Gesprächs kann man nicht speichern. Da diese manchmal recht lang werden, muss man manchmal etwas Geduld mitbringen. Für Zwischendurch ist das Spiel also nicht immer geeignet.
In sehr seltenen Fällen macht das Spiel von den "besonderen" Steuerungsmöglichkeiten Gebrauch, wie dem Pusten ins Mikro oder dem Zu- und Aufklappen des DS.


Die Figuren

Die Charaktere sind ausnahmslos interessant und spannend. Nicht alle tragen zur Hauptgeschichte bei, aber alle haben einen eigenen Charakter, interessante Hintergundgeschichten und gut geschriebene, authentische Dialoge. Kyle selbst ist jemand, den man gern haben muss. Er ist leicht mürrisch und wirkt etwas schroff, besitzt aber eine gute Menschenkenntnis und ist anderen gegenüber sehr aufmerksam. Er mag gutes Essen, achtet ansonsten aber eher wenig auf sich. Ist oft verkatert und lustlos. Hat einen eher trockenen Humor. Besonders lustig ist es, wenn er mit einem Kind diskutiert. Meistens jedoch wirkt er eher verschlossen und eigenbrötlerisch... Er denkt viel nach, besonders über seine Vergangenheit, die ihn nicht loszulassen scheint.
Weitere wichtige Figuren wären wohl das geheimnisvolle Mädchen Mila, die nicht sprechen kann und sich offenbar auch nicht an ihre Vergangenheit erinnert. Und Bradley, Kyles ehemaliger Partner, dessen Schatten über allem hängt.


Die Story

Diese ist, obwohl nicht allzu tiefgründig und ohne allzu große Überraschungen, ein großer Pluspunkt des Spiels. Es macht Spaß, tiefer in Kyles Psyche und die Geschehnisse um ihn herum zu tauchen und nach und nach Geheimnisse herauszufinden. Dennoch wird diese weniger im Kopf hängen bleiben, als die gut gestalteten Charaktere. Aber das kann ja auch zu einem Grund werden, das Spiel irgendwann noch einmal zur Hand zu nehmen, um das Gedächtnis aufzufrischen.. ;)

Schwierigkeitsgrad

Alles in allem ist das Spiel nicht sehr schwer. Die Rätsel sind leicht zu knacken, wenn man alles Erforderliche gefunden hat. Wo man am ehesten ein "Game Over" bekommt, ist während einer Gegenüberstellung, wenn Kyle eine Figur festzunageln versucht, um ihr Geheimnis zu erfahren. Sobald rote Fragen auftauchen, sollte man vorsichtig sein. Wenn man dreimal das Falsche anklickt, war's das. Kyle geht dann auf sein Zimmer und kommt nicht mehr raus! ;) Game Over. Dann gibt es noch eine Sequenz gegen Ende des Spiels, wo man ein Zeitlimit hat. Da kann's auch leicht passieren, dass man das mehrmals probieren muss. Ansonsten fließt das Spiel recht leicht und problemlos vor sich hin, wie ein gutes Buch und genau wie dieses, eignet es sich am besten für kalte Wintertage, wenn man sich mit einem warmen Kakao in eine Decke eingekuschelt hat.


Fazit

Ein gutes Spiel, das man als Krimi-Fan gespielt haben muss. Wenn man über die teils schwammige Optik und den wenig abwechlsungsreichen Spielfluss hinwegsehen kann, entdeckt man eine gute Geschichte mit sehr starken und interessanten Charakteren!


7/10

"Ich will Mangaka werden!"

09. Jul. 2011 17:57
in Kommentar, Ernste Themen

Bereits vier Monate wohne und arbeite ich nun in Hamburg. Bislang ist das eine sehr schöne Zeit! Ich habe sehr viel Spaß und lerne beinahe täglich was dazu. Es war eine sehr gute Idee, meinen Blickwinkel zu ändern. Als Zeichner lebt man in seinen vier Wänden und sieht alles nur aus Zeichnersicht. Das ist ja auch verständlich, wie soll man auch etwas aus einem Blickwinkel betrachten, den man weder kennt noch nachvollziehen kann? Aber dadurch kann es natürlich passieren, dass man nur eine Seite der Medaille sieht und darum kein Verständnis für bestimmte Entscheidungen "von oben" aufbringen kann. Oder dass man bestimmten Problemen hilflos gegenübersteht und die Möglichkeiten, die man hat, sie zu lösen, nicht mal kennt und dadurch Frust aufbaut.

Zum Beispiel ist man als unabhängiger, unkommerzieller Künstler gewohnt, alle Freiheiten in der Gestaltung und Präsentation seiner Werke zu haben. Sobald man mit einem Verlag anfängt zusammenzuarbeiten bekommt man aber Vorgaben und Richtlinien, wie man zu arbeiten hat. Es ist für einen Künstler schwer zu verstehen, warum plötzlich alle Seiten einen Satzspiegel brauchen, warum es von Vorteil ist, dass ein Werk eine bestimmte Seitenzahl hat, warum man kein braunes oder grünes Cover, sondern lieber ein rotes oder blaues zeichnen sollte usw. Weil man solche "Vorgaben" nicht versteht, fühlt man sich dann bevormundet durch scheinbar willkürliche Versuche, einen Künstler "an die Leine zu nehmen". Man lässt sich leicht zu Gedanken hinreißen wie "der Verlag will mir vorschreiben, was ich zu tun habe". Aber dass der Verlag auch nur das Beste will, merkt man spätestens dann, wenn man sein beiges Cover durchgesetzt hat und es in den Regalen liegt wie Blei, während die roten und blauen Bücher um ihn herum weggekauft werden.

Die Entscheidung, warum man ein Buch in die Hand nimmt und im besten Fall kauft, hängt von vielen Faktoren ab, von denen sehr viele unterbewusst auf uns Einfluss nehmen. Ob man nun will oder nicht, man selbst wird auf psychologische Tricks immer anspringen, sofern man sie nicht bemerkt und bewusst meidet. Das Cover mit der coolen Hauptfigur in einer coolen Pose wird eher in die Hand genommen, als das Cover mit dem Bösewicht, der im Hintergrund verschwindet. Ein hübscher Zeichenstil geht besser, als ein gewöhnungsbedürftiger. Ein gelungenes Cover ist für den Erfolg eines Buches ausschlaggebender, als ein gelungener Inhalt.

Klar, als Zeichner lässt man sich auch gerne zu dem Satz hinreißen: "Wie oft mein Manga gekauft wird, ist mir egal, ich will damit kein Geld verdienen." Aber spätestens wenn der eigene Manga rausgekommen ist und so ein Flop ist, dass man nicht mal eine Rückmeldung dazu bekommt, ist man enttäuscht. Nicht wegen dem Geld, sondern wegen mangelnder Aufmerksamkeit. Man zeichnet schließlich nicht ein Jahr lang, damit das eigene Werk im Nichts verschwindet, man will, dass die Leute den Manga lesen und sich melden, dass sie es gelesen haben und wie sie es fanden. Man will Resultate sehen! Man will sehen, dass das eine Jahr Arbeit sich gelohnt hat. Ob positiv oder negativ, man will einfach eine Veränderung zu "vorher" wahrnehmen. "Ich bin jetzt Mangaka" - das will man nicht nur sagen können, sondern es auch merken! Wenn aber niemand das eigene Werk liest, merkt man als Zeichner nichts. Wie in dem Konfuzius-Spruch mit dem umgefallenen Baum im Wald. In diesem Fall würde er wohl lauten: "Wenn man einen Manga zeichnet, den niemand liest... hat man den Manga dann überhaupt gezeichnet?"

Um diese Situation zu verhindern und natürlich auch finanziell was davon zu haben, ist der Verlag daran interessiert, aus dem Werk des Künstlers einen Erfolg zu machen. Die erste Maßnahme in der Richtung ist, dass der Verlag mit einem Künstler, von dem er aus Erfahrung weiß, dass er sich nur schwer vermarkten lässt, gar nicht erst einen Vertrag eingeht. Manche Künstler bekommen eine Absage, nicht weil sie schlecht zeichnen/erzählen könnten, sondern weil sie z.B. ein Genre bedienen, das auf dem Markt problematisch ist - wie Seinen oder Josei, aber auch Fantasy oder Sci-Fi. Auch Comedy geht in Deutschland - leider - schwierig... Ein Verlag versucht trotzdem natürlich entsprechende Werke in seinem Repertoire zu haben, nur für den Fall, dass sich die "Mode" ändert und natürlich um ein breites Angebot für alle Leser zu haben. Aber da nimmt man dann lieber ein Werk, das z.B. in einem anderen Land bereits abgeschlossen ist (damit man zumindest nicht den Ärger hat, dass der Zeichner irgendwann die Lust am Zeichnen verliert oder mitten in der Arbeit abtaucht) und/oder z.B. in einem anderen Land ein Erfolg ist/war (dann hat man zumindest etwas in der Hand, worauf man aufbauen kann und ein Indiz, dass das Werk zumindest sooo schlecht nicht sein kann). Durch solche Kriterien kommt es dann, dass Werke aus Japan oder anderen Ländern mehr Chancen in diesem Segment bekommen, als einheimische... So schade das auch ist. Mehr Chancen bekommt ein hiesiger Zeichner in erfolgreichen Genres, wie z.B. Boys Love und Shojo. Zeichner, die auf diese Genres spezialisiert sind und/oder das gerne zeichnen, haben also Glück! Wer jedoch z.B. auf Seinen spezialisiert ist und sich aber aufgrund der Bedingungen in Deutschland auf z.B. Boys Love umstellen will, wird leider auch wenig Erfolg haben, denn der Leser merkt, wenn ein Zeichner keinen Spaß am Zeichnen kann und nicht hinter seinem Werk stehen kann. Auch der Verlag wird von sowas eher Abstand nehmen, weil ein Zeichner, der sich verstellen muss, eher dazu neigt, seine Arbeit nicht zu Ende zu bringen und den Verlag auf seinen Kosten sitzen zu lassen.

Die Umstände also, dass hierzulande fast ausschließlich Boys Love und Shojo Zeichner herausgebracht werden, frustriert die, die nicht das Glück haben, in einem dieser Erfolgsgenres zu Hause zu sein. Diese fangen dann an, gegen Verlage zu wettern, die ihnen keine Chance geben, und gegen die Leser, die "zu doof" sind zu kapieren, wie viel hochwertiger das doch ist, was man macht, im Vergleich zum "flachen" Shojo und Boys Love. Unzählige Foreneinträge, Blogposts, Facebooknachrichten und Tweets zu diesem Thema stammen von frustrierten Zeichnern, die einfach keinen Verlag für sich finden, weil sie zu speziell sind. Sie schimpfen und sie weinen, sind enttäuscht und hilflos angesichts der Ungerechtigkeit, mit der das Schicksal sie gestraft hat. So viel Energie und Zeit verwenden sie aufs Schimpfen und Enttäuscht-Sein! Dabei könnten sie in der Zeit und mit dieser Kraft, wenn sie sie sinnvoller anlegen würden, eine Lösung finden!

Denn ein Verlag ist nicht der einzige Weg, den Leser zu erreichen. Gerade in der heutigen Zeit gibt es sehr viele Wege, sein Werk an die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist unglaublich, wie viele Hobbyzeichner sich im Internet herumtreiben, die davon reden, gerne einen Manga rausbringen zu wollen. Mache ich mich allerdings auf die Suche nach Onlinecomics, finde ich kaum was, das über zwei Kapitel geht oder gar abgeschlossen ist! Gehe ich auf den Doujinshi Markt auf einer Messe, besteht das Angebot zu 95% aus Buttons, Postkarten, Postern, T-Shirts und anderem Krams - alles, nur keine Doujinshi! Wo sind die Zeichner, die doch angeblich so gerne Manga zeichnen wollen? Warum nutzen sie nicht die Möglichkeiten, die ihnen angeboten werden, um ihre Werke zum Lesen und Kaufen zur Verfügung zu stellen?

Zeichnen ist Arbeit. Und es ist sehr viel Arbeit, einen ganzen Manga zu zeichnen, besonders, wenn er mehr als 200 Seiten haben soll. Sehr bald merkt der unerfahrene Zeichner, dass es schwerer ist, als er sich das vorgestellt hat, denn man stellt es sich IMMER leichter vor, als es tatsächlich ist. Sich durch zwei, drei, fünf Bände zu quälen, ist noch eine Stufe schwerer. Bei jedem Kapitel, bei jeder Seite führt man einen Kampf mit sich selbst. Man ist nie vollends zufrieden mit seinen Zeichnungen, muss aber auch mal eine nicht so gute Zeichnung loslassen können, um überhaupt fertig zu werden. Man kämpft gegen Müdigkeit und seine eigene Faulheit. Man entsagt dem sozialen Leben, man verliert das Zeitgefühl. Man steckt sein ganzes Herz in ein Projekt, von dem man nie weiß, wie viele es am Ende überhaupt zu Gesicht bekommen und ob die Leser es denn überhaupt gut finden werden.

Viele verlieren diesen Kampf. Das ist für alle Parteien dann schwer - der Zeichner fühlt sich als Versager, weil er es nicht gepackt hat, der Verlag bleibt auf den teils horrenden Summen von Honorar und Marketing sitzen, geschweige denn, dass das Vertrauen in die Künstler ein weiteres Mal einen Knacks bekommt, der Leser ist sauer, weil er nie erfahren wird, wie es weitergeht. Wenn der Zeichner aufgibt, gibt es nur Verlierer. Verständlich also, dass der Verlag immer versuchen wird, dieses Szenario abzuwenden. Und darum werden auch Leute abgelehnt. Man lehnt Manga ab, wenn man nicht an den Erfolg des Projekts glaubt. Aber auch "profane" Gründe sind manchmal ausschlaggebend. Zum Beispiel, wenn man kein Vertrauen in das Durchhaltevermögen eines Zeichners hat, wenn schon in der Bewerbung Arbeit gespart wird und/oder derselbe Zeichner bei jeder Mappensichtung mit derselben Mappe erscheint. In sehr seltenen Fällen wird ein Zeichner aber auch abgelehnt, wenn man mit ihm menschlich nicht klarkommt. Manche Zeichner sind durch Erfolge im Freundeskreis oder Internet oder durch schlichte Naivität verschroben geworden und merken gar nicht erst, dass sie im Grunde noch am Anfang stehen. Es ist dann schwierig mit ihnen zu kommunizieren und ihnen Sachen zu erklären. Man verschwendet Zeit und Energie. Wenn ein Verlag also merkt, dass die Kommunikation mit einem Zeichner schwierig ist, lehnt er ihn manchmal auch ab. Denn hinter einem Verlag stehen natürlich auch Menschen, die Konflikte genauso anstrengend und belastend finden, wie jeder von uns.

Wenn man abgelehnt wird, was macht man dann? Frust und Ärger sind nur destruktiv. Besser ist es, aus der Situation das Beste zu machen. Wenn man Kritik bekommen hat, kann man daran arbeiten und sobald man besser ist, es noch einmal versuchen. Oder, wenn man überhaupt keine Chance sieht, einen Verlag zu überzeugen, kann man es auch einfach selbst versuchen! Wie schon gesagt, die Möglichkeiten sind da! Zeichnet euren Comic und stellt ihn ins Netz. Versucht, ihn selbst zu vermarkten. Lasst ihn drucken und verkauft ihn im Doujinshi-Markt. Fahrt auf Messen und zeigt Präsenz und Engagement euren Lesern gegenüber. Lernt die Leute kennen, die eure Werke lesen! Kommuniziert mit ihnen! Kurz - werdet Profis!

Später könnt ihr es dann immer noch bei einem Verlag versuchen. Aber solange könnt ihr in den Beruf durch Praxis hineinschnuppern, es ausprobieren, euch selbst herausfordern. Das ist in jedem Fall produktiver, als sich selbst zu bemitleiden. Und ein Verlag wird viel eher auf einen Zeichner aufmerksam, der engagiert und selbstbewusst seinen Weg geht. Falls ihr dann noch überhaupt zu einem Verlag wollt, versteht sich. ;)

Ich persönlich bin auch nur bei Tokyopop untergekommen, weil ich damals meinen allerersten, selbst gedruckten und selbst gebundenen Doujinshi "Short Stories" eingeschickt habe. Nur durch meine Eigeninitiative konnte ich meine Bereitschaft, als Zeichner meinen Weg zu gehen, unter Beweis stellen und Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Nur wenn man 100% gibt, kann man auch sagen, dass man alles versucht hat. Wer wirklich Mangazeichner werden will, wird sich durch "Kleinigkeiten", wie eine Absage, nicht abbringen lassen.

Meine Unterstützung auf eurem Weg ist euch sicher. :) Ich werde auch weiterhin meinen "How To"-Bereich ausweiten, damit ihr zumindest eine kleine Hilfe erhaltet. Trotzdem solltet ihr euch nicht zu sehr nach fremden Tipps richten. Versuch und Misserfolg sind immer noch die besten Lehrmeister. Nur eigene Erfahrungen sind wertvolle Erfahrungen. Habt keine Angst vor einer Niederlage. Kalkuliert sie mit ein, aber lasst euch dadurch nicht abschrecken, sondern sorgt vor, dass ihr auch in diesem Fall nicht zu tief fallt, emotional und materiell. Dann kann nichts mehr schief gehen!

Und ich wünsch euch dabei viel Glück!
Eure Menolly

Meine Manga-Empfehlungen

11. Apr. 2011 22:22
in Kommentar, Aus meinem Leben

Ich werde oft gefragt, welche Manga ich gerne lese und welche ich anderen empfehlen würde. Ich wollte so einen Eintrag schon lange mal machen, darum kommt er jetzt! ^^ Ich habe schon einige Rezensionen und Empfehlungen für tagesspiegel.de geschrieben, das sind natürlich auch meine Lieblingsmanga. :) Aber hier kommen meine momentanen Favoriten! All die Manga laufen noch und ich hab keine Ahnung, wie sie enden werden. Aber auch auf die Gefahr hin, dass das Ende alles verdirbt, gebe ich den Manga hier dennoch eine kleine Präsentationsfläche und Würdigung, weil sie mich bislang so gut unterhalten haben. Die Reihenfolge ist übrigens unerheblich, ich hab sie alle gleich gern! ^^

Skip Beat
Yoshiki Nakamura

Unabhängig von der aktuell recht gewöhnungsbedürftigen deutschen Übersetzung (siehe meinen Eintrag "Japanophilie - nein danke!"), bleibt Skip Beat eine meiner Lieblingsserien. Ich mag einfach den Aufbau der Storys, die subtile und einfühlsame Charakterisierung der Figuren, die fantastischen Überraschungsmomente und deren Timing und die Plottwists, die man nie vorhersehen kann. Diese Serie ist die Einzige, die es geschafft hat, dass ich einen Charakter, den ich am Anfang richtiggehend hasste, im Laufe der Zeit richtig lieb gewann und inzwischen fast schon auf seiner Seite bin. :) Das muss man erstmal schaffen! :D Und auch wenn Skip Beat momentan etwas schwächelt und die Zeichnerin es mit der Gemächlichkeit in der Story etwas übertreibt, wie ich finde, bleibt Skip Beat unter meinen Favoriten, weil ich der Serie einfach viele schöne Erinnerungen zu verdanken habe. :) Yay!

Bakuman
Tsugumi Ohba & Takeshi Obata

Bakuman ist mal wieder eine Obata-Serie mit einem ziemlich ungewöhnlichen Thema - Mangazeichnen. Während ich bei Hikaru no Go kaum ein Wort verstand, aber wegen des tollen Aufbaus und der Erzählweise dennoch dran blieb, wird bei Bakuman genau mein Thema angeschnitten! Ich bin ja selber eine Zeichnerin, darum kann man mit einem Manga übers Zeichnen bei mir ganz gut Punkten. ;) Bakuman macht Spaß zu lesen! Viele meckern ja über die Zeichnungen, weil sie nicht so hübsch seien, wie bei Death Note. Als Profi sehe ich aber, dass Obata kein bisschen schlechter geworden ist, sondern dass sein Stil im Gegenteil viel mehr gereift ist, dass er so etwas so gelungen platzieren kann. Mit einem Kennerauge sieht man den Unterschied zwischen so-gewollt und nicht-anders-gekonnt. Und bei Obata ist es das Erstere. Aber auch abgesehen von den Zeichnungen ist die Story sehr faszinierend. Mein heimlicher Held ist ja Herr Hattori, ich bin sehr gespannt, wie weit er noch kommt. Auch wenn die neuesten Bände für meinen Geschmack ein wenig zu vollgestopft sind und sich die Story manchmal im Kreis dreht - bei Bakuman wird mir nie langweilig. Ich hab Spaß dabei und hoffe, dass es noch lange so gut weitergeht. :)

Ouran High School Host Club
Bisco Hatori

Diesen Manga mag ich sehr, weil er sich nicht ernst nimmt. Ich mag Sarkasmus, ich mag Parodien und dieser Manga ist voll davon! Die Figuren sind allesamt sehr gut ausgearbeitet, man schließt sie nach und nach ins Herz. Jeder der Jungs scheint ein Klischee zu bedienen und ist im Kern aber dann doch sehr einzigartig und liebenswert. Auch die Heldin hat's drauf und lässt sich nicht an die Wand spielen! Fast noch mehr als den Manga mag ich den Anime! Dieser ist sehr gut und aufwändig gemacht! Und er liefert manchmal auch eigene, neue Ansichten, die im Manga zu kurz kommen. Ich hoffe echt, die machen noch eine zweite Staffel! Der Anime hätte es verdient und in meinem Regal ist noch ein Platz leer... Na, wie wär's? ;)

One Piece
Eiichiro Oda

One Piece ist Kult! Ich erinnere mich aber noch gut an die Zeit, als Carlsen seine erste Werbekampagne startete und One Piece zum Nachfolger von Dragonball ausrief. Sehr viele Leute - und auch ich war darunter - waren damals empört. Wie soll irgendwas an Dragonball rankommen?! Allein die Vorstellung war lächerlich! Heute wissen wir, dass One Piece weitaus größer geworden ist, als je einer gedacht hätte und das nicht nur in der Bandanzahl. ;) One Piece ist verdammt gut geschrieben, die Charaktere sind großartig! Der Manga steckt voller Ideen und großem Humor. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass all diese Details, all diese Plottwists aus dem Kopf eines einzelnen Mannes stammen könnten. Das ist echt unglaublich! Und auch wenn One Piece heute viel vollgestopfter und manchmal verwirrender ist, von der Genialität hat es nichts eingebüßt. Auch die neuen Bände wissen einen zu fesseln, überraschen und unterhalten weltmeisterlich! Ich bin schon sehr gespannt, wie One Piece weitergeht und wie es irgendwann ausgeht. Ich werde bis zum Schluss dran bleiben. :)

Die rothaarige Schneeprinzessin
Sorata Akizuki

Ich LIEBE den Zeichenstil dieser Geschichte! Ich finde alles so herzlich, so liebevoll... Auch die Erzählweise ist sehr einfühlsam, melancholisch und sanft und wer mich kennt, weiß, dass ich auf sowas stehe. :) Ich mag die Story, ich mag die Zeichnerin. Und ich hoffe, dass noch mehr von ihr kommt! ;__; Und natürlich bin ich auf das Ende der Schneeprinzessin gespannt! :3

Verliebter Tyrann
Hinako Takanaga

Ein Boys Love unter meinen Lieblingsmanga, das ist echt ungewöhnlich! In den letzten Jahren habe ich meinen Boys Love Konsum sehr eingeschränkt. Und erst recht bin ich normalerweise kein Fan von explizitem Boys Love. In Verliebter Tyrann geht es schon ziemlich zur Sache, aber ich lese die Serie trotzdem mit viel Spaß und Begeisterung, weil ich einfach die Figuren total toll finde! Ich finde, zwischen Soichi und Morinaga herrscht eine verdammt gute Chemie! Die Dialoge schreiben sich bestimmt wie von allein. Aber auch der Nebencast ist verdammt gut, angefangen bei der kleinen Schwester, über den Vater, bis zum besten Freund des verhassten schwulen Schwagers (Yeah, Isogai! ^O^ *gernhat*)Der Manga hat auch viel Humor und nimmt sich nicht immer ernst, was ich sehr erfrischend finde. Alles in allem funktioniert dieser Manga viel besser, als die Serie, von der er eigentlich ein Spin-Of ist, was wahrscheinlich auch erklärt, warum Verliebter Tyrann schon in die siebte Runde geht, während Küss mich, Student schon ab Band drei sich auf Soichi und Morinaga verlassen musste, damit es noch interessant blieb. :D Auch hier fiebere ich jedem Band entgegen und auch wenn die erotischen Szenen auch mir manchmal etwas zu viel sind... ich will deswegen auf die tolle Story und die tollen Figuren nicht verzichten müssen! ^^ Also trotz Boys Love ein klarer Favorit! :D

So, das waren meine momentanen Favoriten. :) All die Serien verfolge ich mit Begeisterung und kann den nächsten Band kaum erwarten. :D Was sind eure Favs? Deckt sich euer Geschmack mit meinem, oder lest ihr was ganz Anderes? Schreibt's in die Kommentare, ich bin schon gespannt! Vielleicht kriege ich so die eine oder andere Neuempfehlung. :3

Bis bald!
Eure Menolly

Japanophilie? Nein, danke!

11. Jan. 2011 11:44
in Kommentar, Ernste Themen

Heute kommt mal wieder ein Eintrag von mir, der sich mit einem etwas ernsteren Thema beschäftigt, das mir schon lange auf der Seele brennt. Ich weiß nicht, ob es mir jetzt verstärkt auffällt, weil ich älter geworden bin, oder ob es tatsächlich immer öfter Gang und Gäbe in der heutigen Zeit ist, aber es passiert immer häufiger, dass ich beim Mangalesen (keine Scanlations, wohlgemerkt, sondern richtige Mangas, von renommierten hiesigen Verlagen) über Folgendes stolpere:

Alle, die sich jetzt fragen "Ja, und?" werden mit meinem restlichen Eintrag vermutlich nicht glücklich werden und ich bereite mich schon mal auf eine Welle von Sich-Beleidigt-Fühlenden vor. Und nein, ich beziehe mich nicht auf das grammatikalisch unglückliche "Es ist morgens", auch wenn das natürlich auch nichts ist, worauf man stolz sein müsste... Nein, ich rede von O-too-sans, O-kaa-sans, O-nii- und O-nee-sans, von Sempais und Senseis usw. Ich kann's NICHT MEHR SEHEN!!!

Ich schlage einen Manga auf und bin sofort genervt, wenn ich solche Ausdrücke lesen muss. Seit wann ist das so?! Seit wann muss man diese japanischen Begriffe kennen, wenn man einen Manga liest? Seit wann ist es "uncool" geworden, Familienmitglieder nicht mit ihren deutschen Begriffen anzureden? Was ist an "Mutter", "Vater", "Bruder", "Schwester", "Oma" so falsch, dass es nicht mehr benutzt wird und wir Mangaleser stattdessen mit den japanischen Begriffen zugemüllt werden? Ich verstehe das einfach nicht! Mit den Suffixen "San", "Kun" und "Chan" könnte ich ja noch leben, auch wenn ich die schon überflüssig finde... Aber muss jede noch so kleine Nuance in der japanischen Höflichkeit und Anrede auch in unseren Breitengraden ohne jegliche Erklärung auf den Leser losgelassen werden? Früher wurden solche Begriffe wenigstens mit einer Fußnote versehen und übersetzt, wenn man es schon im eigentlichen Text lassen wollte, heutzutage wird es einfach kommentarlos stehen gelassen. Wenn du es verstehst, hast du es gut, wenn nicht, hast du Pech!

Ich lese Mangas inzwischen seit über 10 Jahren und habe drei Jahre lang Japanisch in einer Volkshochschule gelernt, darum verstehe ich natürlich, was da steht. Aber wenn ein potentieller Neuleser einen Manga aufschlägt und mit so etwas bombardiert wird, kann ich ihm nicht verübeln, wenn er ihn sofort wieder ins Regal zurückstellt und sich nie wieder in die Mangaabteilung verirrt. Und die Verlage wundern sich, wo der Nachwuchs bleibt... Ganz ehrlich, den habt ihr mit Seiten wie diesen vergrault:

Das killt doch jede Stimmung! Es wirft einen voll aus dem Lesefluss und man muss sich fragen, warum solche Worte da stehen, wenn es doch deutsche Begriffe dafür gibt! Gibt es eine tiefere Bedeutung in dieser Szene, dass diese Übersetzung gewählt wurde? Ist es wichtig, welchen Suffix wer verwendet um wen anzusprechen? NEIN! Für uns Deutsche ist das absolut schnuppe, weil wir eine andere Kultur, ein anderes Höflichkeitssystem, eine andere Rangordnung haben, als die Japaner. Solche Nuancen machen in unserer Sprache keinerlei Sinn! Ein kreativer Übersetzer kann durchaus ein deutsches Äquivalent finden, der für uns verständlich ist. Es so zu lassen, wie es ist, wirkt auf den "normalen" Leser einfach nur wie ein Zeichen von Faulheit... Nur die japanophilen Leser freuen sich, weil es so "true" ist. Peinlich!

Das führt natürlich auch zu unfreiwilliger Komik! Sei es nun, durch eine mögliche zweite Bedeutung...

(JAAA, bitte! Ich würde mich sehr freuen, wenn du aufhören würdest, ihn Too-San zu nennen, Kyoko! XDD)

...oder durch eine Anreihung von mehreren solcher Begriffe, wodurch ganze Sprechblasen zu Kauderwelsch werden:

Natürlich hat keiner dieser Begriffe eine Fußnote verpasst bekommen. Und was kriegt stattdessen eine Fußnote, fragt ihr euch?

Genau, ein deutscher Begriff, den eigentlich wirklich jedes Kind kennen sollte. So tief sind wir also schon gesunken...

In solchen Momenten weiß ich oft nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Wann hört das endlich auf?!! Warum kriegen wir keine deutsche Übersetzung, die wir auch verstehen und genießen können? Und kommt mir bitte nicht mit "Aber so lernen die Leser auch mal eine neue Sprache/neue Kultur kennen" - FALSCH! Durch dieses japanophile Gebrabbel lernt man gar nichts. Indem man einfach mit Fremdwörtern um sich schmeißt, ohne irgendwas zu erkären, erreicht man nur, dass die Leute es falsch aufschnappen und schließlich falsch anwenden. Oder warum unterschreiben 90% der Daisuki-Leserinnen ihre Leserbriefe mit "Yuki-Chan" oder "Tsuki-Chan"? Weil ihnen niemand erklärt hat, dass Japaner sich selbst NIE mit Suffixen anreden! Wenn man sich einem Japaner mit "Watashi wa Yuki-Chan" vorstellt, würde er sich innerlich totlachen (denn er wäre zu höflich, es ins Gesicht zu tun) oder einen als Verrückt abstempeln. Danke, Manga!

Auch wenn ich jetzt viele Witze reiße, in Wahrheit ist die Situation sehr ernst. Ich fürchte einfach, dass wir Mangafans uns bereits in einer festbetonierten Nische befinden, wo es weder rein noch raus geht. Wir haben einen eigenen Kleidungsstil (Cosplay, Emo), einen eigenen Musikstil (J-Pop, -Rock) und inzwischen schon eine eigene Sprache, deren Code nicht mal alle aus den eigenen Reihen kennen! Es ist für Neulinge und Interessierte fast unmöglich geworden, jetzt noch Anschluss zu finden! Jeder, der mal versucht hat, Außenstehenden (Eltern, Kollegen, Freunden) die Welt der Manga näher zu bringen, weiß, wovon ich spreche. Die Verlage klagen über mangelnden Nachwuchs und sinkende Verkaufszahlen... und schlagen gleichzeitig mit solchen sprachlichen Entgleisungen immer mehr Nägel in den eigenen Sarg.

Ich hoffe einfach, dass dieser ganze japanophile Quatsch endlich aufhört. Es bringt keinem was und am wenigsten der hiesigen Mangaszene. Wir haben eine eigene Sprache, eine eigene Kultur. Wir müssen sie nicht mit der Japanischen vermischen um die Geschichten aus Japan genießen zu können. Ich persönlich genieße Geschichten, deren Übersetzer es schaffen, mit der deutschen Sprache zu spielen und Entsprechungen für die, zugegeben oft sehr schwer zu übersetzenden, japanischen Floskeln zu finden. Die Arbeit eines Übersetzers ist nicht immer leicht. Aber es ist keine Lösung, einfach die Hälfte des Textes so zu belassen, wie es ist. Vor allem von professionellen Verlagen und Übersetzern erwarte ich professionelle Arbeit. Oder ist das in Übersetzungen aus dem Englischen, z.B. bei Büchern, üblich "Father", "Mother" und "Big Brother" zu lassen? Ich glaube nicht!

Ich hatte lange den Eindruck, dass ich ziemlich alleine mit dieser Meinung dastehe, aber zum Glück gibt es offenbar noch andere, die so denken. So habe ich mit Erleichterung und mit Entsetzen neulich im EMA-Forum folgende Kritik gelesen:

Schon lange habe ich mich auf das Erscheinen von "Arata Kangatari" gefreut und mir diese Woche den ersten Band zugelegt. Und nun bringt mich dieser Band dazu, Kritik an seiner Übersetzung auszusetzen. Bisher war ich mit den Übersetzungen, die EMA abliefert, soweit eigentlich zufrieden und habe eher selten etwas zu meckern gehabt. Doch was mir an diesem Band sehr unangenehm aufgefallen ist, ist die viel zu große Dichte an japanischen Worten, die nicht übersetzt sondern im Japanischen belassen wurden.
Lassen wir einmal Eigennamen oder Kreationen der Autorin bezüglich dieser Welt außer Acht, die vielleicht nicht übersetzt wurden da passende deutschsprachige Entsprechungen nicht gefunden werden konnten oder der Bedeutung nicht gerecht wurden. Aber seit wann werden denn inzwischen Worte wie "Kawaii" nicht mehr übersetzt? Beim ersten Mal auftauchen auf Seite 30 hab ich es noch für einen Fehler gehalten, aber 8 Seiten später steht es wieder unübersetzt da. Ich kann ja immer noch verstehen, wenn Anhängsel wie -san und -sama belassen werden (obwohl davon auch nicht der Riesenfan bin) oder Worte wie Sushi oder Futon nicht übersetzt werden, da hier deutsche Entsprechungen meistens den Sinn verfehlen oder die Worte schon soweit im deutschen Wortschatz verbreitet sind, dass sie es in den Duden geschafft haben oder zumindest auch von der nicht japanbegeisterten Masse verstanden werden, aber für Worte wie "kawaii" trifft das doch definitiv nicht zu! Es gibt es passende deutsche Übersetzungen und man kann in keinem Fall davon ausgehen, dass dieses Wort von jedem Leser verstanden wird!
Sätze wie "Die ist ja kawaii!" kreiieren für den deutschen Leser eine exotische Szenerie an einer Stelle, an der die japanische Autorin keinen Exotismus vorgesehen hat, da sie ein Wort aus dem normalen japanischen Wortschatz verwand hat (für Exotismus hätte sie wohl eher auf die englische Sprache zurückgegriffen). Es hätte also vollkommen ausgereicht hier "kawaii" mit "niedlich", "süß", "hübsch", "entzückend" usw. zu übersetzen.
In meinem Fall hat diese Beibehaltung meinen Lesefluss sehr gestört - so sehr, dass ich das jetzt hier kundtun muss ^^; Ich finde, der Manga selbst ist schon voll genug mit Eigennamen und Kreationen der Autorin in die sich der Leser erst einarbeiten muss. Dieser Prozess wird aber sicher nicht erleichtert, wenn man dann auch noch dazu übergeht, "normale" Worte im Japanischen zu belassen. Was machen denn z.B. Manga-Einsteiger, der von solchen Sachen noch gar keine Ahnung hab?
Ich weiß nicht, bin ich die Einzige, die sich an sowas stört?

Nein, bist du nicht! Ich kann dich sehr gut verstehen und ich hoffe einfach, dass ich durch diesen Eintrag ein bisschen aufrütteln und zum Nachdenken anregen konnte. Ich will niemanden beleidigen oder denunzieren. Ich will einfach meine Verzweiflung in die Welt schreien! Und ich hoffe, dass noch mehr Leute, die meine Meinung teilen, das tun, damit die Verleger und die Übersetzer und schließlich die Mangafans mal aufwachen und erkennen, dass das weder cool noch hipp ist, sondern einfach nur peinlich...

Danke fürs Lesen! Abschließen möchte ich meinen Beitrag mit der folgenden Szene, die mir völlig aus der Seele spricht:

Du sagst es, Schwester!

Bis bald!
Eure Menolly